Es ist ein paar Jahrzehnte her, da stritten sich zwei Herren und deren SchülerInnen um das tiefgreifende Verständnis zu Methoden und was diese als Werturteile in den Sozialwissenschaften leisten können. Der eine, sein Name ist Karl Popper bestand darauf, der kritische Rationalismus sei der einzig Weg erkenntnistheoretisch der Wirklichkeit näher zu kommen. Theodor Adorno, Vertreter der kritischen Theorie, widersprach dieser philosophischen Denkrichtung und meinte, der kritische Rationalismus sei eine positivistische Denkrichtung, die Werturteile und deren zugrunde liegenden Ideologien nicht hinterfragt. Dieser Positivismusstreit resultiert u.a. Ablehnung bzw. Befürwortung bestimmter Methoden für sozialwissenschaftliche Fragestellungen. Der Streit blieb auf für die Geographie nicht ohne Folgen: der Graben zwischen physischer Geographie und Humangeographie wird breiter und zerklüfteter, so dass man sich ernsthaft fragen muss, inwiefern Geographie ein Brückenfach zwischen Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften sein kann (eine Diskussion dazu findet ihr in der ersten Ausgabe von entgrenzt). GeographInnen bedienen sich aber nicht nur sozialwissenschaftlichen Methoden oder Erhebungswerkzeuge der Naturwissenschaften sondern haben auch ganz eigene Instrumente und Arbeitsweisen entwickelt, die sie von anderen Disziplinen abhebt.
Ausgehend von diesen unterschiedlichen Perspektiven möchten wir in der 12.Ausgabe von entgrenzt zu Beiträgen aufrufen, die sich mit Methoden der Geographie auseinander setzen. Wir fragen nach euren empirischen Arbeiten, die sowohl mit quantitativen als auch mit qualitativen Methoden zu wissenschaftlichen Ergebnissen und Erkenntnissen führen. Vielleicht habt ihr auch eigene Methoden entwickelt oder in euren studentischen Arbeiten festgestellt, dass nicht jede etablierte Methode angebracht ist. Wir freuen uns auch über Essays zu euren Einschätzungen zur Methodenausbildung in der Geographie. Wie in jeder Ausgabe sind aber auch Artikel anderer Richtungen bei entgrenzt herzlich willkommen.
Schickt uns einen einseitigen Abstract bis zum 15. Juli 2016 in dem ihr in das Thema einleitet, der theoretische Zugang erläutert wird aber auch die Methode und voraussichtliche Ergebnisse angesprochen werden. Sendet eure Abstracts an kontakt@entgrenzt.de