Bienenhotel

Der Frühling naht und in Leipzig lautet das Motto: „Home sweet home“ – Bienen- und Insektenhotels für unsere Stadt!

ein Beitrag von Ronny Schmidt, Kristine Arndt, Antje Enke, Anja Lorber und Andreas Sachse, der in der 8. Ausgabe von entgrenzt (WS 2014/15) erschienen ist.

Warum es gerade in der Stadt so wichtig ist, gezielt Nistmöglichkeiten zu schaffen und wie die GeoWerkstatt Leipzig e.V. das umsetzt, lest ihr in der 8. Ausgabe von entgrenzt oder sofort hier online.

Mit einem Projekt versuchen Leipziger Studierende Kinder und Jugendliche für die Umwelt zu sensibilisieren. Gleichzeitig stärken die Studierenden ihre eigenen Kompetenzen und sammeln Erfahrungen, die für Jobs nützlich sein könnten. Vor fast genau einem Jahr hat der WWF die 50 GewinnerInnen des Wettbewerbs „Wildes Deutschland“ 2013 bekannt gegeben. Auch die GeoWerkstatt Leipzig e.V. ist mit ihrer Projektskizze zu „Home sweet home – Bienen- und Insektenhotels für unsere Stadt“ erfolgreich gewesen und darf sich zu den glücklichen GewinnerInnen zählen – das Engagement und der Einsatz für ein ehrenamtliches Programm wurden belohnt.

Der WWF unterstützt mit der Förderung lokale und regionale Naturschutzprojekte von Rügen bis Bayern. Das Spektrum der ausgezeichneten Projekte reicht dabei vom Bau von Nisthilfen für Wanderfalken an Autobahnbrücken, über Amphibienschutz im Odenwald und einen Fledermauslehrpfad auf der Burg Hessenstein bis hin zu Bienen- und Insektenhotels für die Stadt Leipzig als außeruniversitäre Initiative.

Ehrenamtlich Umweltbildung leisten

Das Ziel unseres Projektes „Home sweet home“ ist es, zum einen im stark versiegelten, städtischen Raum mehr beziehungsweise neuen Lebensraum für verschiedene Insekten und vor allem Bienenarten zu schaffen. Die typischen Lebensräume für mehr oder weniger bedrohte Arten sind in den letzten Jahrzehnten besonders stark geschrumpft. Mit einer aus naturschutzfachlicher Sicht sinnvollen Wahl der Standorte soll gleichzeitig gewährleistet werden, dass entsprechende Nahrungspflanzen der Insekten in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen beziehungsweise gestellt werden. Zum anderen sollen durch die begleitenden Umweltbildungsmaßnahmen Kinder und Erwachsene für das Thema stärker sensibilisiert werden. Die gemeinsame Umsetzung, das heißt der Bau der „Hotels“, hat vor allem für Kinder/SchülerInnen einen zusätzlichen päda-gogischen Wert.

Das oben beschriebene Defizit an geeigneten Nistmöglichkeiten für viele Insekten- und Bienenarten im Stadtgebiet soll mit der Umsetzung des Projektes gemindert werden. An verschiedenen (Grund-)Schulen in Leipzig konnten im Jahr 2014 bereits fünf neue Bienen- und Insektenhotels gebaut werden. Unter professioneller Anleitung haben die am Projekt beteiligten Kinder- und SchülerInnengruppen verschiedene Insektenhotels gebaut, die dann gemeinsam in ihren eigenen Schulgärten bzw. in (Nachbarschafts-)Gärten und Kleingartenvereinen aufgestellt wurden. Die einzelnen „Hotels“ variieren dabei in Größe, Form und Gestalt sowie ihrem Füllmaterial. In den Insektenhotels ist der Lebensraum für viele verschiedene Insektenarten möglichst naturgetreu nachgebildet. Hierbei kommen hauptsächlich Naturmaterialen zum Einsatz, so zum Beispiel Äste, morsches oder trockenes Holz, Stroh, Heu, Pflanzenstängel mit weichem Mark wie Holunder oder Schilf, Lehm in Form von Ziegeln und Verputz, etc. Eine wetterfeste Bedachung gebietet dem Prozess des Verwitterns Einhalt.

Angeleitet wurden und werden die Arbeiten von engagierten Mitgliedern der GeoWerkstatt Leipzig e.V. – dazu zählen u.a. Antje Enke, Frank Feuerbach, Anja Lorber, Martin Rust, Andreas Sachse, Ronny Schock und Ronny Schmidt. Aus biologischer Sicht wird der Bau der Bienenhotels von Franziska Stock (ENEDAS e.V.) – Expertin für Biologie/Zoologie – begleitet. Sie beleuchtet die Hintergründe des Rückgangs der Populationen vieler Wildbienen- und anderer Insektenarten. Sie beurteilt die Vegetation in unmittelbarer Nähe der geplanten Standorte der Nisthilfen und steht beratend bei einer möglichen Umgestaltung zur Seite. So wird nicht nur die Ansiedlung vieler Insektenarten gefördert, auch die für sie so wichtigen Wildpflanzen, Kräuter und einheimischen Bäume und Sträucher werden vermehrt in Leipzigs Gärten Einzug halten und den Artenreichtum erhöhen.

Selber machen – mehr lernen

Durch die enge Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen werden vor allem Kinder auf die Probleme, die umfangreicher Pestizid-einsatz, Monokulturen und der Drang zur „aufgeräumten Landschaft“ (auch in privaten Gärten!) mit sich bringen, aufmerksam gemacht. Kinder erfahren in unserem Projekt, dass viele der „ungeliebten Plagegeister“ für die Landwirtschaft sehr wichtig sind, da sie wichtige Bestäubungsarbeit leisten oder weniger nützliche Tiere in Schach halten.

Teil des Projektes war auch die Teilnahme an der diesjährigen 58. Leipziger Naturschutzwoche „Lebensraum Haus und Hof.“ An zwei Tagen wurde dem interessierten Publikum beim „Workshop zum Bau von Bienen- und Insektenhotels“ Rede und Antwort gestanden und fleißig mit allen Beteiligten an verschiedenen „Hotels“ gebaut. Begleitet wurden die Bauaktionen von fachkundlichen Beiträgen zu den Bienen und Insekten. Nicht fehlen durfte ein Infostand bei den Leipziger Umwelttagen / auf der Ökofete im Clara-Zetkin-Park, bei dem das Projekt nicht nur öffentlichkeitswirksam präsentiert werden konnte. Nein, die selbst gebastelten Bienen- und Insektenhotels waren der Hit! Kinder, Jugendliche und ihre Eltern konnten an unserem GeoWerkstatt-Stand aus verschiedenen Naturmaterialien eigene Bienenhotels bauen und direkt mit nach Hause nehmen. Egal ob Groß oder Klein, alle haben mit Begeisterung gesägt, geklebt und geschnitten, gebastelt, gehämmert und zusammengebunden. Am Ende des Tages haben über 40 kleine Bienenhotels eine/n neue/n BesitzerIn gefunden und hängen in der Stadt verteilt an vielen bunten Balkonen und in wilden Gärten.

Was alle von dem Projekt lernen können

Die ersten Erfahrungen aus dem Jahr 2014 in den Schulen und Kindergärten zeigen jedoch auch eins: ein hoher zeitlicher Aufwand ist nicht nur an den eigentlichen Termin zum Bau der Hotels nötig. Eine intensive Vorbereitung, Terminabsprachen, ggf. Vorbauen von Einzelteilen, Materialbeschaffung sowie der hohe Betreuungsaufwand bei Kindern und SchülerInnen unterschiedlicher Altersgruppen sind nicht zu unterschätzen. Das Engagement aller Beteiligten ist hier gefragt. Es gilt, die Motivation und Aufmerksamkeit der Kinder mit spannenden Aufgaben und Informationen immer aufrecht zu erhalten und nicht enttäuscht zu sein, wenn für zehn Minuten das Fußballspielen wichtiger ist. Am Ende des Tages waren die Kinder jedoch immer vollauf begeistert. Zu sehen, was man zusammen erreicht hat, erfüllte die Kinder mit Stolz. Und obwohl ihnen vom vielen Sägen, Hämmern und Bohren die Arme manchmal ganz schön weh taten, sind alle mit heller Begeisterung dabei gewesen und werden auch in Zukunft auf ihr neugebautes Bienen- und Insektenhotel im Schulgarten Acht geben.

Danksagung

Unterstützt wird das Projekt der GeoWerkstatt zudem von weiteren Partnern: ENEDAS e.V., Lehmolandia – Lehmbau Atelier, dem Gemeinschaftsgarten Querbeet, der Stadt Leipzig sowie der Bürgerstiftung Dresden.

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